Wozu sich die Mühe machen?
Man kann die Kotproben auch vom Labor des Tierarztes oder vom Landeslabor untersuchen lassen. Will man öfter sehen, wie sich die Wurmlast in den Tieren entwickelt, wird das zu teuer. Ausserdem ist es sehr angenehm, wenn man dies einfach mal schnell selber tut.
- Kennt man die Parasiten-Belastung, kann man dadurch auch das eigene Weidemanagement beurteilen, lernt, welche Massnahmen sich lohnen, oder auch wo Wurm-Probleme entstehen, die sonst unerkannt die Tiere schädigen.
- Nutzt man Entwurmungsmittel, sieht man, welche noch wirken, und welche auf resistente Würmer treffen und dann nur noch das Bodenleben vergiften.
- Mit dem eigenen Mikroskop kann eine Züchterin resistente Tiere von resilienten unterscheiden: sie weiss, welche Tiere Resistenzen gegen Würmer aufgebaut haben und deshalb nur noch wenige Wurmeier ausscheiden. Sie kann sie unterscheiden von resilienten – jene Tiere, die zwar gesund aussehen und Leistung bringen, aber sehr viele Wurmeier ausscheiden und damit den Rest der Herde schädigen.
Anschaffungen
Man benötigt ein einfaches Durchlichtmikroskop mit 4 x und 10 x Objektiven und einem Kreuztisch, der sich zum Absuchen der Probe gut hin- und her bewegen lässt (ab 150,-€ )
100 Stück Objektträger und Deckgläser
Eine Feinwaage 0,01 gr. (z.B. Foraco 13,-)
5-10 Reagenzglasröhrchen (16mmx160) und einen Ständer, um sie senkrecht abzustellen.
Eine Pipette oder Spritze, um die Röhrchen aufzufüllen.
500 gr Zucker für die Suspensionslösung,
Teesieb, o.ä.
Hilfreich ist ein mobiler Handzähler (6,-)
Zeitlicher Aufwand: Man spricht von 4-6 Proben pro Stunde.
Das Verfahren
Köttel einsammeln
Plastikbeutel vorher beschriften mit der Nummer oder dem Namen der zu probenden Ziegen.Die Ziegen abpassen, wenn sie aus dem Stall ins Freie treten; in der Regel entleeren sie sich dann in den ersten Minuten. Kötel in die Tüten packen.
Wenn es so nicht geht: Handschuhe anziehen und etwas Wasser oder Melkfett auf die Fingerspitze lässt die Finger – Mittel- und Zeigefinger – leichter in den Darmausgang hineingleiten. Die Finger im Rectum spreizen, so dass Luft eintritt, was einen vollen Darmausgang simuliert und damit eine Musklekontraktion auslöst, die die Köttel direkt in die Hand gleiten lässt.
Diese Methode nicht bei kleinen Zicklein anwenden. Hier hilft es, diese eine Weile eingesperrt zu lassen, sobald sie rauskönnen, entleeren sie sich von selbst. Wenn nicht, treibt man sie einmal um den Stall, sie entleeren sich, sobald sie still stehen. Dann muss man die Kotproben unmittelbar aufsammeln, möglichst luftdicht einpacken, markieren und im Kühlschrank oder in eine mitgeführte Kühlbox unterbringen.
Im Kühlschrank halten sich dieProben eine Woche.
Flotationslösung herstellen
Parasiteneier haben ein geringes spezifisches Gewicht und steigen somit in einer Lösung mit höherem spezifischen Gewicht auf; sie können dann an der Oberfläche abgesaugt werden. Es gibt verschiedene Methoden eine Flotationslösung herzustellen, die einfachste scheint jene mit Zucker aus der Küche.
454 g Zucker in 355 ml (heissem) Wasser auflösen, das ergibt genau 1/2 Liter Lösung und passt z.B. in eine Gurkenglas mit Schraubdeckel. Für 1-2 Proben reichen auch 100 ml Wasser mit 128gr Zucker.
Probe aufbereiten
Bei der Aufbereitung der Proben geht es darum, aus den festen schwarzen Köttel eine durchsichtige Lösung herzustellen, in der sich viele Wurmeier befinden und möglichst wenig Pflanzenreste.
- Die Köttel flachdrücken und mit paar Tropfen Wasser durchkneten.
- 2 g davon in einen Becher (der bereits auf der Waage steht) abmessen.
- Flotationslösung in ein Reagenzglas füllen und von dort etwas in den Becher geben, um darin das Material weiter aufzulösen mittels Holzstöckchen, Gabel oder Schütteln.
- Diese Brühe durch ein Sieb oder Tuch in ein Reagenzglas giessen.
- Dieses Reagenzglas in einen Ständer stellen und mit Nummer oder Namen des Tieres markieren (Etikett, Marker).
- Mit einer Pipette weitere Tropfen der Flotationslösung dazugeben, bis sich die Flüssigkeit im Reagenzglas über den Rand aufwölbt. Ein Deckglas darauflegen.
Auf diese Art weitere Proben aufbereiten, in den Ständer stellen und markieren.
5 – 20 Minuten ruhen lassen, in dieser Zeit steigen die Eier an die Oberfläche und sammeln sich unter dem Deckglas.
Das Verhältnis Flotationslösung zu Kotmenge sollte bei allen Proben gleich bleiben; arbeitet man mit Reagenzgläsern von 16 x 160 mm fassen diese 25 ml, das entspricht in etwa der Menge, um 2 g Kot darin aufzulösen.
Unterm Mikroskop
Das Deckglas nimmt man vorsichtig vom Reagenzglas ab und legt es zur Untersuchung auf einen Objektträger unter das Mikroskop.
Dieses Präparat sucht man systematisch ab, wobei man sich an den Kanten des Deckglases orientieren kann.
Die freie Hand hält den mobilen Zähler und klickt bei jedem gefundenen Ei…
Quellen:
MTA Dialog
FECAL EGG COUNTING (FEC)
American Institute for Goat Research
Bilder von Wurmeiern von Widerkäuern
Arbeit mit Zählkammern nach MacMaster
Dies sind spezielle Objektträger mit Raster, die beim Zählen helfen. Im Ausland sind sie eher zu finden unter „MacMaster Slide“. Diese können bis 200,-€ kosten, oder auch 39,- bei FECtest.com in Holland.
Mit der Pipette befüllt man die MacMaster Zählkammern und rührt dabei die Lösung (also nicht stehen lassen wie oben beschrieben).
Dann das Präparat flach ablegen und min. 5 Min ruhen lassen, in dieser Zeit steigen die Eier an das obere Glas der Zählkammer, dort wo sich auch die Luftbläschen sammeln. Unterm Mikroskop die Schärfe anhand dieser Luftblasen einstellen. Nur Eier innerhalb der angezeigten Felder zählen.
McMaster Fecal Egg Counting Procedure
Fazit
Für den eigenen Betrieb ist wichtig, die Proben immer auf dieselbe Weise aufzubereiten, um vergleichbare Resultate zu erhalten.
Man will ja nicht in einen internationalen Vergleich treten und braucht deshalb keine in den USA propagierten Standards einzuhalten. Anzahl Eier/1g bleibt eine wichtige Vergleichszahl – deshalb für alle Präparate immer dieselbe Menge Kot und Flotationslösung verwenden.
Listen ermöglichen Einsichten
Entscheidend ist, dass die Test-Ergebnisse einzelner Tieren vergleichbar sind, vergleichbar auch zwischen früherem und späterem Testzeiten! Deshalb ist es notwendig von Anfang an, die Resultate in Listen festzuhalten und diese Listen immer weiter zuführen. Listen mit den Eizahlen einzelner Tiere über eine Saison hinweg und über Jahre geführt, beleuchten den Nutzen des Weide-Managements und zeigen, welche Tiere sich zu Eierschleudern entwickeln und welche Resistenz entwickeln.
Wie wirksam ist das Wurmmittel?
Hat man nach einem Kot-Tests eine Entwurmung durchgeführt, sollte man nach 7-10 Tagen dasselbe Tier wieder testen: Mindestens 90% weniger Wurmeier sollten dann gezählt werden. Ist die Reduktion geringer als 60% weiss man, dass die Parasiten ihrerseits eine Resitenz gegen das Entwurmungsmittel entwickelt haben.
Und so wird dies errechnet:
Sample 1 – das Testergebnis vor dem Entwurmen,
Sample 2 – Eizahl nach Entwurmung.
Der Prozentsatz der vernichteten Würmer ergibt sich aus der Differenz geteilt durch die Eizahl des ersten Tests, mal 100… (Die hohen Wurmzahlen kommen zustande, weil in den USA die gefundenen Eier pro Gramm mit 50 multipliziert werden).
Animal ID | 1 Sample | 2Sample | Difference | Percent kill |
101 | 2500 | 250 | 2250 | 2250 ÷ 2500 x 100 = 90% |
203 | 1900 | 300 | 1600 | 1600 ÷ 1900 x 100 = 84% |
155 | 2450 | 450 | 2000 | 2000 ÷ 2450 x 100 = 82% |
The average percent kill would be (90 + 84 + 82) ÷ 3 = 85%. Bildquelle
Videos erklären das Eierzählen auf englisch:goat fecal egg count in Suchmaschine eingeben und dort dann den Reiter Videos aktivieren.