Was ist giftig für Ziegen?


So gross ist der Bedarf: Im Winter sind selbst vertrocknete Eichenblätter besser als nichts!

 Vergiftung behandeln

Es gibt viele Geschichten über Ziegen, die Giftpflanzen fressen – scheinbar ohne böse Folgen. Manche Pflanzen sind nur in bestimmten Situationen giftig, bei anderen ist die Menge entscheidend. Viele sind bitter, so dass die Ziegen nur wenig davon fressen, ausser es gibt nichts anderes mehr. Bekommen die Ziegen dagegen regelmässig Zugang zu Laub, ist die Vergiftungsgefahr geringer.

Symptome, die auf Vergiftung hindeuten: Aufgetriebener Bauch, wimmern, gekrümmter Gang, sich verkriechen,  Speichelfluss, Unruhe, Ängstlichkeit, ev. Krämpfe, Zittern, Erbrechen, Blut im Kot (Leitfaden der Ziegenkrankheiten, 1950), kalte Extremitäten, bei grossen Schmerzen Schreien und mit dem Fuss auf den Boden schlagen.

Sofort reagieren!
Nicht warten bis sich alle diese Symptome zeigen, es könnte sonst zu spät sein.
Ein geblähter Bauch, eine Ziege, die sich verkriecht, wimmert oder stöhnt, muss sofort behandelt werden. In diesem Stadium kann sie nämlich noch mit Hausmitteln gerettet werden:

Einen Drencher voll Paraffinöl (25ml) verabreichen: das stoppt die Verdauung, neutralisiert den Mageninhalt. Gifte sollen nicht in den Blutkreislauf gelangen, deshalb ist Eile geboten.

Egal welche Gifte, Aktivkohle kann sie absorbieren. In etwas Wasser eine Hand voll Aktivkohletabletten lösen, das Gebräu in einem Drencher aufziehen und oral verabreichen. Wenn man den Drencher in eine der Backentaschen entleert, gerät die Flüssigkeit nicht in die Luftröhre, die Ziege kann sie ohne Zwang selbständig abschlucken.
Aber auf keinen Fall Buscopan verabreichen, das lindert zwar Bauchschmerzen, stoppt auch Durchfall – und das führt zur Vergiftung – „Alles muss raus!“ und zwar sofort.
(Soweit die Methode von Cristina Perincioli). Sie ist auch anwendbar bei Überfressen, d.h. wenn sich die Ziegen Zugang zu den Getreidevorräte verschafft haben. Dann ist zusätzlich wichtig, ihnen alles Wasser vorzuenthalten. Wasser auf Getreidebrei = Bier. Eine schaumige Gährung ist die Folge, sie verhindert, dass das entstehende Gas entweicht, der Bauch der Ziege bläht sich und sie stirbt unter grössten Schmerzen. Auch hier kann Paraffinöl diesen Prozess stoppen, wenn frühzeitig verabreicht.

Weitere Symptome beachten: Die Schleimhäute (Augenlied-Innenseite, Maul,) sind rosa, wenn gesund, sind sie aber rot oder rotbraun und zeigen sich sich Beläge im Maul – dann bedeutet das Krise! Dann ist eine Infusion nötig.
Die Körpertemperatur wird sich bei Gift nicht erhöhen, fällt sie aber ab, ist auch das ein Alarmzeichen.

Behandlung in der Literatur
Hierzu gibt es wenig in der aktuellen Literatur. Im Leitfaden der Ziegenkrankheiten von 1950 sind Glaubersalz erwähnt und zur Stützung des Kreislaufs später, Tee, Kaffe, Rotwein.
Auch die Gift-Beratungsseite der Uni Zürich rät zu Glaubersalz (Natriumsulfat) und vor allem zu Aktivkohle: Es gäbe wenig Stoffe, die nicht von Aktivkohle absorbiert würden.
Nach einer Vergiftung kühlt der Körper aus, deshalb sollte man die Patientin nach Möglichkeit in eine Decke einpacken oder ihr Rotlichtbestrahlung gönnen. So entlastet man den Körper.

Ziegen, die keine vielfältige Weide haben und dann ausbrechen, sind besonders gefährdet, sich auf ihrem Ausflug zu vergiften – weil ihnen jede Erfahrung fehlt.

Giftpflanzen auf der Weide

Eine Liste der für Ziegen giftigen Pflanzen hat Botanicus zusammengetragen.
Die Datenbank der Uni Zürich zur Veterinärpharma- und -toxikologie geht ins Detail und betrachtet Pflanzen, aber auch Futtermittel und Medikamente.

Ackerschachtelhalm
Sein Enzym Thiaminase zerstört Vitamin B1 (Thiamin) und führt nach und nach zum Tod durch CCN. Genau beschrieben für Pferde und Kühe bei Botanikus.

Hahnenfuss
Hahnenfuss ist nur als Heu nicht mehr toxisch.
Botanikus.de schreibt: Symptome sind Erbrechen, Durchfall, Störungen des Nervensystems sowie Entzündungen der Mundschleimhäute. Bei Rindern besteht Vergiftungsgefahr, wenn Hahnenfuß in großen Mengen auf den Weiden auftritt. Das Mähen vom Hahnenfuß und auch vom Jakobs-Greiskraut ist der falsche Weg die Pflanzen einzudämmen, denn durch das Mähen treiben sie wieder junge Triebe aus, die für 6 – 7 Wochen noch keine Bitterstoffe, gleichwohl die Giftstoffe enthalten und somit von Pferden und anderen Tieren gefressen werden können.

Greiskräuter / Kreuzkraut
(Senecio spp.) wachsen auf erschöpften Weiden – und verschwinden, wenn diese nach einer Bodenanalyse mit Mineralien behandelt wurden (in einem konkreten Fall also mit Dolomit, Kalk und Kalziumsulfat). Beim Grasen werden sie gemieden, im Heu aber mit gefressen. Die Vergiftungserscheinungen treten erst Monate später auf, die Leber wird geschädigt – das ist nach der Schlachtung gut zu erkennen: Die Leber ist dann klein, flach und hart.

Alkaloide schädigen die Leber und können Krebs auslösen, sie wirken kumulativ, kleine Dosen summieren sich und führen erst Monate später zum Tod; sie sind enthalten in den Greiskraut-Arten, Sonnenwende (Heliotrop), Lupinen, Ginster, Immergrün, Goldregen, Tollkirsche, Stechapfel, Bilsenkraut, gefleckter Schierling,  Eisenhut, Rittersporn,  Sumpfschachtelhalm in feuchten Wiesen, giftig auch in Silage und Heu. Auch unsere Genussmittel: Kaffee, Tee, Coca-Strauch, Betelnuss-Palme enthalten Alkaloide.

Klee
Alle Klee-Arten sind gute Futterpflanzen, die aber vergiften können, wenn auch nur in Abhängigkeit von Jahreszeit, Witterung und der verfütterten Menge. Speziell Rotklee hat Giftpotenzial. Näheres bei der Datenbank der Uni Zürich CliniPharm/CliniTox .

Nitratvergiftung
Speziell im Klee kann sich Nitrat zu Nitrit umgewandeln.

Senfölhaltige Rapskuchen
Symptome: Gelbe und braunrote Flecken zeigen sich an Lippen, Euter und an der Scheide. Appetitlosigkeit, Milch versiegt, Kolik, Blähung. 

Vergiftung im Vorgarten

Unter den Gartenblumen finden sich sehr viel Pflanzen, die für Ziegen giftig sind. Da Ziegen in der Regel einen Weg finden den Gartenzaun zu überwinden, tut man gut daran, möglichst auf Giftpflanzen zu verzichten. Büsche und Bäume im Garten sind für Ziegen erstes Ziel, tödlich sind Oleander, Buxbaum, Eibe oder

Rhododendron
Symptome sind: Zentralnervöse Erregungs- und Lähmungserscheinungen sowie periphere Muskellähmungen, Depression, Zähneknirschen. Der „Leitfaden der Ziegenkrankheiten“ empfiehlt dann anregende Mittel: Coffein, Cardiazol, Alkohol, da das Gift des Rhododendron narkotisierend wirkt. Dazu einschleimende Mittel eingeben, z.B. Leinsamenschleim.
Pat Coleby hat Vergiftungen oft einfach mit einer sehr grossen Dosis Vitamin C „entgiftet“ – erfolgreich. Selbst eine Gruppe Ziegen die sich mit Rhododendron vergiftet hatte, konnte so gerettet werden.

Mineralische Gifte

Düngemittel.

Bleivergiftung durch Ablecken von Menningeanstrichen.
Symptome: Zuckungen, Zittern, Schmerzen, Krämpfe, Tod. Bei geringen Mengen führt zu Abmagerung, Bewegungsstörungen, Bleisaum an den Zähnen.

Kupfervergiftung nach Anwendung von kupferhaltigen Pflanzenschutzmitteln. Keine Symptome. Der Verlauf ist chronisch, weil das Kupfer u.a. in der Leber gespeichert wird.

Mutterkorn

Im Getreide findet sich speziell nach regnerischem Sommer braun und schwarz verfärbte Körner, d.h. die Körner selbst sind noch hell, aber die Spelzen darum sind schwärzlich.

So sieht es aus: Bilder von Mutterkorn

In Futtergetreide sollen 0,1% tolerierbar sein. Obschon sehr wenig davon in unserem Getreide war, habe ich zweimal hintereinander Vergiftungserscheinungen bei Ziegen beobachtet, ohne dass ich eine andere Giftquelle fand. Von einem Tag auf den anderen zeigten sie Appetitlosigkeit, Rückzug, Apathie, andauerndes, kaum fühlbares Zittern, und besonders gefährlich: der Pansen ruhte! Aber kein aufgeblähter Bauch, kein Fieber.
Die Ziegen bekamen per Drencher Mengen an Kohletabletten und Pansenpulver und erholten sich nach einigen Tagen. Aber bei einer versiegte die Milch kurz nach dem Ablammen.

Die Folgen von Mutterkorn sind laut CliniTox:

  • Die äusseren Blutgefässe kontrahieren, was über längere Zeit Extremitäten absterben lässt.
  • Die Uterusmuskulatur kontrahiert und führt zum Abort
  • Die Milch versiegt (Agalaktie)

Symptome sind wie die oben beschriebenen. Bei höherer Belastung durch Mutterkorn fallen sie drastischer aus, siehe Clinitox

Nicht nur im Futtergetreide kann Mutterkorn zu finden sein, auch in Schrot, dann aber unsichtbar. Sogar Gras kann Mutterkorn ausbilden – deshalb überständigen Weiden vorher inspizieren!