Mangel-Krankheiten

 

Mineral ergänzen

Mineralmangel ist deshalb bei Ziegen ein Problem, weil ihnen ein wichtiger Teil im Futter fehlt: Bäume und Büsche! Hier fänden sie vieles, was wir nun über ein speziell für Ziegen gemischtes Mineralfutter auszugleichen versuchen. Zuvor sollte man die Mineralzusammenstetzung des Heus ermitteln, damit das Mineralfutter dieses möglichst genau ergänzt.

Cristina Perincioli: Damit ich sehe, ob die Ziegen Mineral aufnehmen und wieviel, füttere ich es am Futtertisch. Andere Ziegenhalter mischen es unter das Futter – meine Ziegen hassen Mischungen jeder Art, sie wollen wissen, was sie fressen und kippen dann ihre Schalen aus… Deshalb gebe ich Mineral separat und habe dabei festgestellt, dass manche Mineralmischungen kaum aufgenommen werden. Man kann Mineral mittels Melasse etc. schmackhafter machen, das beeintächtigt aber die Ausgewogenheit der Mineralmischung. Stattdessen füge ich eine Spur Fermentgetreide von Kanne bei – ein milchsaures Pulver aus der Produktion von Brottrunk. Ziegen lieben es über alles. Fermentgetreide hält Magen- und Darmflora gesund (was für andere Tiere und Menschen ebenso gilt).

 

Gesunder Boden – gesunde Tiere

Gesteinsmehl in’s Stroh gestreut bindet Gerüche – speziell Ammoniak, der sonst die Lungen angreift – und verbessert die Verrottung des Mistes.  Damit gedüngte Wiesen erhalten so Mineralinen und Spurenelemente, werden in eine ausgewogene Nährstoffbilanz gebracht  – ohne Bodenanalyse und künstliche Mineralsalze, siehe Erläuterung und Anwendung zu Urgesteinmehl.

 

Kupfer

Enzootische Ataxie

Kupfermangel ist zu erwarten auf eisenhaltigen Sand- oder Moorböden. Als Antagonisten behindern Eisen, Molybdän, Cadmium, Schwefel und Zink (Zinkwanne) die Kupferaufnahme. Wenn Ziegen nur Mineralfutter für Schafe bekommen, ist Kupfermangel zu erwarten.

60% der Ziegen in Norddeutschland sind mit Kupfer unterversorgt (Vortrag von Esther Humann-Ziehank, Tierärztliche Hochschule Hannover).

Symptome: Sprödes, ergrautes Haar, Blutarmut, Lecksucht, Fruchtbarkeitsstörung.

Dramatisch sind die Folgen für die Lämmer der unterversorgten Ziegen:
Saugschwäche, Lähmungen, Festliegen, Tod. In der Sektion zeigen sich dann Hirnödeme, Hohlräume im Hirn.

Erhalten die Kitze zu wenige Kupfer, zeigen sie in ersten 2 Lebenswochen gute Sauglust und Wachstum, dann zunehmend Schwanken und Einknicken der Hinterhand als Folge der Nervenschädigung im Rückenmark durch Cu Mangel.

Therapie: “Bei der Frühform ist eine Behandlung sinnlos, da die Hirnschäden irreversibel sind. Bei Lämmern, die an der Spätform erkrankt sind, kann man mit Kupfersulfat behandeln. Es sollten ca. 10 – 20 ml einer 1 %igen Kupfersulfatlösung übers Maul eingegeben werden, die Behandlung sollte nach 4 Wochen wiederholt werden,” liest man in Alpinetgheep.com

Wieso stellt man eine Lösung her, wo die Ziegen Kupfersulfat als Pulver pur auflecken – jedenfall dann, wenn ihnen danach ist? Anders als Schafe vertragen Ziegen mehr Kupfer, vielleicht sogar einiges mehr, als ihnen von der derzeitigen Wissenschaft zugestanden wird. Pat Coleby regte an, an einer ausgemusterten Ziege zu testen, wieviel Kupfer sie verträgt. Die Dosis wurde immer weiter erhöht, aber die Ziege lebte munter fort – wieviel sie letzlich vertrug, wurde nicht überliefert. Eine Übermass an Kupfer führt zu deformierter Leber.

Pat Coleby schreibt, mit einem mehr an Kupfersulfat im Mineralfutter liesse sich sehr preiswert der Wurmbefall eindämmen. Auch wenn Kupfersulfat im Übermass die Leber schädige, so gilt das für die Entwurmungsmittel vermutlich erst recht. Die Entwurmungsmittel des Tierarztes sind alle Nervengifte und können auch hier Schäden hinterlassen. (Schafe vertragen keine erhöhten Kupfergaben!)

 

Durchfall

Pat Coleby meint: Durchfall verursachen können Würmer,  Infektionen, Enterotoxämie, Nitrat in der Weide und Kraftfutter,  sowie zu viel Milch für Sauglämmer – aber auch Kobalt- und Kupfermangel.
Hungerford wies schon darauf hin, dass bei unerklärlichen Durchfäll oft Kupfermangel die Ursache ist, auch Schäfer hatten gute Erfolge, wenn sie ihren Absetzlämmern 1/4 TL Kupfersulfat und ½ TL Dolomit zusammen gaben, dasselbe eignet sich für Kitze.

 

Haare ergrauen

Auf dem Rücken, wo sich die Haare scheiteln, sieht manwie die Fellfarbe am Haaransatz verblasst.
Ziegenhalterinnen in Australien und den USA deuten dies als Kupfermangel. Cristina Perincioli: “Seit ich stärker auf die Mineralaufnahme achte und auf dessen Gehalt an Kupfersulfat, ist das Ergrauen meiner schwarzen Ziegen gestoppt. Den Kupfergehalt im Blut lasse ich regelmässig kontrollieren.

Die Symptome einer Überversorgung entsprechen der einer Unterversorgung. “Ein Zuviel an Kupfer führt zu Leberversagen: Die Tiere fressen nicht mehr und sind kurzatmig. Die Schleimhäute nehmen eine gelbe Farbe an und Blutharnen ist möglich. Die Sterblichkeit ist hoch, eine Behandlung ist praktisch nicht möglich”, schreibt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und weiter: “Man sollte also eine Ration zusammenstellen, in der die Gehalte von 12 bis 15 mg Kupfer/kg Trockensubstanz (TS) der Gesamtration nicht überschritten werden (..) Die Ziege ist da etwas großzügiger.”

Eine weitere Empfehlung nennt für die Ziege 10-15 max. 25 mg/kg  für das Schaf 3-10, max 15 mg/kg. Wie dies erreichen, da die Mineralfutter in der Regel viel weniger Kufer-(II)Sulfat enthalten, nämlich 250 – 500 mg/kg Mineralmischung? Man greift zu Rinderkraftfutter in der Lammzeit oder zu Rindermineralfutter. (Vortrag von Esther Humann-Ziehank, Tierärztliche Hochschule Hannover).

 

Selen und Vitamin E Mangel

In Norddeutschland haben wir überall Böden arm an Selen. Rund 50% der Ziegen hier sind mit Selen und Vitamin E unterversorgt. (Vortrag von Esther Humann-Ziehank, Tierärztliche Hochschule Hannover). Das kann für Lämmer wie beim Kupfermangel dramatische Folgen haben: Totgeburten, lebensschwache Lämmer in Hundesitz-Haltung  und führen zur Weissmuskelkrankheit.
Vor der Geburt wenn die Tierärztin impft Covexin10 kann sie auch gleich Selen spritzen, das hilft den Zicklein auf die Beine zu kommen. Im Pferdehandel findet man auch Selen in kleinen Pellets, die von den Ziegen gerne gefressen werden – genau dosieren! Für Menschen gibt es Selen auch in Tropfenform.

 

Weissmuskelkrankheit

Symptome:
Neugeborene verenden an Herzversagen. Krankheit erfasst meist Jungtiere: Sie krümmen Rücken, schmerzhaft verhärtete Rückenmuskulatur, Harn dunkel verfärbt.
Mangel an Selen und Vitamin E führen zur Zerstörung von Muskelgewebe, nach Schlachten zeigt sich Muskelfleisch weiss.

Therapie:
Rund 1mg Selen dazu 300i.E Vitamin E injizieren, nach 10 Tagen wiederholen, sonst Festliegen und schmerzhaften Tod.

 

Magnesiummangel

Weidetetanie
Symptome:
Beginn: Muskelzuckungen, staksiger Gang, Zähneknirschen – Rettung ist noch möglich.
Krämpfe, Festliegen in Seitelage mit zurückgeworfenem Kopf, Tod innert Stunden.

 

Kalzium-Magnesium-Mangel
Symptome:
Hochtragende ältere Tiere zeigen Bewegungsstörungen, schwankenden Gang, Absondern.
Festliegen in Seitenlage, Kopf und Vorderbeine nach vorn gestreckt. Ohren und Beine kalt.
Verwechslung mit Trächtigkeitstoxikose möglich, deshalb vorsichtshalber auch Blutzucker unterstützen.

Therapie für beide gleich:
Kalzium-Magnesium-Lösung intravenös, dazu am Körper verteilt subkutan gespritzt insgesamt 100ml.

Prävention:
Risikofaktoren: rauhes Wetter, zu viel Eiweiss, starke Milchleistung, schnell gewachsenes Grünfutter.
Immer Ausgleich schaffen durch attraktives Rauhfutter und Mineralangebot.

 

Warzen
Sobald die Ziegen ausreichend mit Magnesium versorgt werden fallen die Warzen ab.

 

Hörner
Schuppende gespaltene Hörner deuten auf Calcium-/Magnesiummangel

 

Vitamine ergänzen

Vitamin A ein Mangel äussert sich in Nachtblindheit, Nasenfluss, Speichel, Atmen mit offenem Maul, Haarausfall, trockene Haut. Es folgen Augenkrankheiten, Appetitlosigkeit, Abmagern und Aborte.
Vitamin A lässt sich leicht ergänzen mit  Möhren und Fischöl.

 

Vitamin B1 – Thiamin
Wenn Ziegen schimmliges Heu erwischen, kann dies die Bildung von Vitamin B1 behindern, so dass ein lebensgefährlicher Mangel entsteht. 
Der Mangel führt zu Gehirnerweichung  Backhefe enthält Vitamin B1 – Backhefe kann man übers Futter streuen. In der Regel bemerkt man das Problem erst, wenn die Ziege ihre Hinterläufe nicht mehr richtig bewegen kann oder schon festliegt – dann muss man sehr schnell handeln und B1 spritzen.

 

Vitamin B12 – Cobalamin
Cobalamin wird ausschließlich von Mikroorganismen, Bakterien, Pilzen und Algen produziert. (Wikipedia)

 

Vitamin C lecken die Ziegen gerne, selbst die grausam saure Ascorbinsäure lässt sich leicht verfüttern.

 

Vitamin D
Mangel führt zu Knochenbrüchigkeit, Osteomalzie.
Ursachen: falsches Kalzium-Phosphor-Verhältnis, Stallhaltung.
Mineralfutter prüfen, Aufnahme verbessern.

 

Vitamin E
Mangel führt bei Jungtieren zu Wachstumsstörungen.
Vitamin E lässt sich durch Weizenkeimlinge ergänzen, oder aber per Injektion mit min. 100mg.


Jod und Eisen

Meeresalgenpulver lieben die Ziegen. Cristina Perincioli: Ich setze ihnen Meeresalgenpulver in kleine Dosen zur Verfügung, selten verzichtet eine darauf. 
Für Ziegen und Schafe empfiehlt ein Hersteller eine Dosis von täglich 60 g/Tier in den Wochen vor und nach dem Ablammen, ein anderer aber nur ein paar g/Tier. Meeresalgenpulver enthält viel Jod und Eisen (neben vielen anderen Elementen in Kleinstmengen), Provit A und 6 Sorten Vitamin B, Vitamin C 0,5 – 2 g/kg und die folgenden Elemente:

g/kg
Kalzium 35
Chlor 25
Kalium 27
Stickstoff 12
Natrium 20
Schwefel 30

mg/kg
Aluminium 350
Bor 50
Eisen 713
Jod 835
Magnesium 880
mangang 164
Zink 51

 

CCN Cerebro-Cortical-Nekrose

Sternguckerkrankheit / Gehirnerweichung
CCN, Cerebro-Cortical Necrosis

CCN ist eine Gehirnerweicheung durch Fütterungsfehler

Ursachen:
Vitamin B1-Mangel. Man vermutet verschiedene Gründe für diesen Vitamin B1 Mangel:
Kupfermangel, Rohfaserarme Milchernährung in ersten Lebenswochen, Substanzen im Futter (wie Schimmel) die B1 zerstören, Schwefel im Tränkewasser.

Behandlung:
Vitamin-B-Komplex Injektion 10mg/kg, eine Hälfte intravenös, die andere intramuskulär; weitere halbe Dosen alle 12 Stunden über 2-3 Tage. Behandlung sofort beginnen – sonst stirbt das Tier im Krampf.