Durchfall bei erwachsenen Ziegen

Statt Böhnchen – dicke Würste

An den gewaltigen Mengen kann man sehen, wie wenig Nährstoffe verwertet wurden, wie schnell das Futter Magen und Darm passierte.
Verschiedene Ursachen sind möglich:

Das Futter enthält zu wenig Struktur
Als Struktur gelten Stängel von mindestens 3 cm Länge; sie regen zum gründlichen Wiederkäuen an; dabei wird das Futter gut eingespeichelt und kann somit besser verdaut und ausgewertet werden. Einen Mangel an Struktur ergibt sich, wenn der Aufwuchs auf der Wiese noch sehr frisch und weich ist. Oder wenn man lose Kleie oder anderes Weiches füttert, was die Ziegen kaum nachkauen brauchen. Kleie in Pelletform ist dagegen hart und muss durchgekaut werden. Mit Stroh oder Holzschnitzel aus Weichholz kann man einen Ausgleich anbieten. Nagen die Ziegen an Holzpfosten und Raufen, signalisieren sie Strukturmangel.

Überfressen
Milchziegenhalter bewachen ihr Kraftfuttersilo wie Fort Knox – Ziegen sind aber äußerst findige Wesen, für sie ist ein Riegel kein Hinderungsgrund, sondern eine Herausforderung. Deshalb kommt es immer wieder vor, dass Ziegen sich den Bauch vollschlagen mit Kraftfutter – was schnell tödlich endet.

Schaumige Gärung

Denn diese Mengen sind vom Pansen nicht mehr zu verarbeiten,  Pansenbewegung und Wiederkauen bleiben aus, der Inhalt fängt an zu gähren, schäumt auf, diese „schaumige Gärung“ verstopft den Pansenausgang: jetzt können die Gase nicht mehr über den Hals entweichen, der Bauch bläht auf, die Ziege stirbt langsam und entsetzlich qualvoll.

Dasselbe geschieht, wenn Ziegen plötzlich viel Obst bekommen; Obst sollte ganz allmählich und kontrolliert gefüttert werden, damit sich die Pansenflora daran adaptiert, sonst kommt es ebenso zur schaumige Gärung.

Sofort Reagieren!

Deshalb bei Überfressen sofort reagieren! Als Erstes Paraffinöl per Drencher-Eingabespritze oral verabreichen. Dann in etwas Wasser Aktivkohle auflösen und per Drencher verabreichen, eventuell auch Backpulver – Natriumbikarbonat – das puffert die drohende Übersäuerung des Pansens, die sonst die dortige Flora abtötet. Die Ziege darf kein Wasser trinken! Sonst ergibt sich aus dem Getreidebrei eine schaumige Gärung. Kein Buscopan, weil dies den Darm beruhigt – dabei soll alles raus, so schnell wie möglich!

Cristina Perincioli: Ist die Gefahr gebannt, muss das Wiederkauen wieder in Gang kommen. Ich gebe trockene Weidenblätter, das fressen Ziegen auch dann noch, wenn sie sonst nichts mehr interessiert. Es kann auch etwas ähnliches sein – aber Weidenblätter enthalten Schmerzmittel; getrocknet knistern sie verlockend und mit dieser Struktur piecken sie den Pansen, regen ihn an. Als Notapotheke binde und trockne ich jeden September viele Büschel davon.

Danach bekommen die Überfressenen nur noch grobes Heu. Der Durchfall erfolgt erst 18-24 Stunden nach der Völlerei. Ist alles draussen, kann man mit einem Zäpfchen Buscopan den Darm beruhigen und die Schmerzen dämpfen – aber nicht vorher!

Darmparasiten

Bei starkem Befall von Würmern oder Kokzidien, reagiert der Darm gereizt und versucht, mittels beschleunigter Ausscheidung – also weichem Kot, die Parasiten schnell los zu werden. Dämmt man den Durchfall ein, können die Parasiten den Darm umso intensiver schädigen. Kokzidien löchern den Darm. Die Ausscheidungen zeigen manchmal eine braune Aussenschicht vom Blut im Darm. Dieser Blutverlust lässt sich auch an bleichen Augenschleimhäuten verifizieren.

Deshalb sollte man bei ersten Anzeichen den Kot auf Parasiten untersuchen lassen, damit man rechtzeitig und gezielt eingreifen kann. Kokzidien sind Einzeller und werden mit anderen Mittel als Würmer bekämpft. Je weicher und dünner der Kot, desto mehr Nährstoff- und Wasserverlust zehren an der Ziege.